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Siddha-Grundlagen und Prinzipien

Einleitung

Das Siddha-Medizinsystem, das hauptsächlich im Süden Indiens weit verbreitet ist, ist eines der weltweit ältesten Medizinsysteme, das sich mit dem körperlichen, geistigen, seelischem und sozialem Wohlbefinden des Menschen befasst und das fest verwurzelt ist in der Kultur der alten tamilischen Zivilisation.

Grundlage

Das Siddha-Medizinsystem betrachtet den Menschen als einen Mikrokosmos des Universums bzw. des Makrokosmos. In anderen Worten heißt das, dass der Mensch eine Miniaturausgabe des Universums selbst ist. Das Universum wiederum setzt sich aus Ansicht der Siddha aus fünf grundlegenden Elementen zusammen Panchabhootham genannt, bzw. Erde, Wasser, Feuer, Luft und Raum, genauso wie der Mensch auch. Die Pancheekaranam Theorie (fünffache Kombination) der Siddha-Wissenschaft beschäftigt sich mit dem Ursprung und der Bildung dieser fünf grundlegenden Elemente wie auch ihrer Rolle bei der Bildung aller Substanzen des Universums wie auch des Menschen.

Der Pancheekaranam Theorie zufolge zeichnen sich diese fünf Elemente durch zwei grundlegende Eigenschaften aus und zwar sind sie fein- und grobstofflich. Diese Elemente wirken stets gegenseitig aufeinander ein, nie aber unabhängig voneinander. Die unterschiedlichen Anteile, zu denen sie sich zusammensetzen, führt zur Bildung unterschiedlicher Substanzen. Demnach gibt es dieser Lehre zufolge 96 grundsätzliche Faktoren, auf denen sich das Konzept dieser holistischen Medizin aufbaut.

Bei den 96 Faktoren, die den menschlichen Körper beeinflussen handelt es sich um:

  1. Uyir Thathukkal (auch Trithodam oder Mukkutramgenannt) ist der Oberbegriff für die drei Körpersäfte, bei denen es sich um Vaatham, Pitham und Kabham handelt.
  2. Udal Thathukkal sind die Stoffwechselbestandteile bzw. die sieben Körpergewebe Saaram, Senneer, Oon, Kozhuppu, Enbu, Moolai und Sukkilam.

Zu diesen 96 Faktoren gehören die körperlichen, psychologischen, physiologischen und geistigen Besonderheiten eines Menschen. Die fünf Grundelemente manifestieren sich mittels dieser 96 Faktoren in Gestalt des Menschen.

Panchabootham
Die fünf Elemente
5
Pori 
Sinnesorgane
5
Pulan 
Fünf Sinne 
5
Kanmenthiriyam
Bewegungsorgane
5
Gnanendiriyam
Funktionen der Bewegungsorgane
5
Karanam
Intellekt
4
Arivu 
Selbstverwirklichung 
1
Naadi 
Kanäle der Lebenskräfte
10
Vaayu
Zentrales Nervensystem
10
Aasayam 
Metabolische Scheiden 
5
Kosam  
Die fünf Scheiden  
5
Aathaaram
Nervengeflecht
5
Mandalam 
Scheiden der Körpersäfte
6
Malam
Unreinheiten im Zusammenhang mit der Seele
3
Thodam 
Körpersäfte 
3
Edanai
Bindungen und Begehren
3
Gunam 
Besonderheiten des Verstands 
3
Vinai
Körperliche und geistige Handlungen 
2
Raagam
Emotionaler Zustand
8
Avasthai
Bewusstseinszustand 
5
GESAMTHEIT ALLER GRUNDFAKTOREN 

96

Der Zusammenhang zwischen den Grundelementen, ( Panchabhootam ) den fünf Sinnesorganen, ( Pori ) und den Funktionen der Sinnesorgane ist aus folgender Aufstellung ersichtlich:

Panchabhootam 
Sinnesorgane 
Aufgaben der Sinnesorgane 
Erde ( Nilam )
Nase
Geruch
Wasser ( Neer )
Mund
Geschmack 
Feuer ( Thee )
Augen
Sehvermögen
Luft ( Kaatru )
Haut 
Gefühl
Raum ( Aagayam ) 
Ohren 
Gehör 

Aus obiger Aufstellung geht hervor, dass der Geruch, der mit dem Sinnesorgan Nase empfunden wird, auf die Wirkung und Eigenschaften des Elements “Erde” zurückzuführen ist. Gleichermaßen können die anderen Sinne mit ihren diesbezüglichen Elementen in Verbindung gebracht werden.

Uyir Thathukkal (Drei Körpersäfte)

Uyir thathukkal bedeutet wörtlich übersetzt ‘Lebenskraft’. Im Siddha sind Vaatham, Pitham und Kabham die drei Körpersäfte, die verantwortlich sind für die Erschaffung, den Erhalt und die Zerstörung des menschlichen Körpers und seiner Gesundheit. Wenn sie sich im Gleichgewicht befinden (in einem Verhältnis von 4:2:1,welches ihr natürliches Verhältnis ist) dann befindet sich unser Körper in gesundem Zustand. Kommt es zu einer Störung dieses Verhältnisses, dann führt das zu Erkrankungen oder zum Tod.

Vaatham

Vaatham bezieht sich auf die Elemente 'Luft' und 'Raum' und ist zuständig für sämtliche Bewegungen des Geistes und Körpers. Motorische Bewegungen und Empfindungen werden von Vaatham gesteuert. Obwohl Vaatham überall im Körper zu finden ist, ist sein Hauptsitz der Bereich unterhalb des Nabels. Gemäß seiner Aufgaben wird es in die folgende zehn Typen unterteilt:

Lfd. Nr. 
Vaatham Typ 
Aufgabe 
1 Piraanan
Steuert Atmung und Blutkreislauf 
2 Abaanan
Steuert die Ausscheidungsprozesse
3 Viyaanan
Spread all over the body and controls body movements 
4 Samaanan 
Steuert Verdauung, Nahrungsaufnahme und Ausscheidung
5 Udhanan
Steuert die Sprache 
6 Naagan
Zuständig für das Aneignen von Wissen und Fertigkeiten
7 Koorman
Schenkt Kraft und Sehvermögen 
8 Kirugaran 
Zuständig für Geschmack, Appetit und Reflexe
9 Devathathan
Zuständig für Gefühle wie Zorn
10 Thananjeyan
Wird am 3. Tag nach Eintreten des Todes aus dem Körper ausgestoßen 

Rau, trocken, leicht und beweglich,sind einige der Eigenschaften des Vaatham.Es kräftigt ferner die fünf Sinnesorgane und steuert die Atmung, die Funktionen der stofflichen Bestandteile (Udal thathukkal) und die physiologischen Reflexe (auch Vegangalgenannt).

Pitham

Pitham bezieht sich auf das Element 'Feuer'(thee)in unserem Körper und ist zuständig für den Erhalt der Gesundheit. Es reguliert die Körpertemperatur und ist im Brustkorb und Bauchbereich vorherrschend. Es manifestiert sich in unserem Körper auf fünferlei Art:

Lfd. Nr. 
PithamTyp 
Aufgabe
1 Anal Pitham 
An der Verdauung beteiligt 
2 Ranjaga Pitham
An der Bildung von Blutkörperchen beteiligt
3 Saathaga Pitham
An Handlungen des Intellekts beteiligt 
4 Aalosaga Pitham 
Verleiht der Haut ihre Farbe und ihren Teint
5 Pirasaga Pitham
Steuert Vorstellungskraft und analytisches Denken 

Kabham

Kabham wird von den Elementen 'Erde und Wasser' gebildet. Ist zuständig für körperliche Kraft, die Bewegung der Gelenke, Körperbau und Ausdauer. Ist im Kopf- und Nackenbereich vorherrschend. Es gibt fünf Arten von Kabham

Lfd.Nr. 
Kabham
Aufgabe 
1 Avalambagam 
Hat seinen Sitz in der Lunge und koordiniert die anderen Arten von Kabham 
2 Kilaetham
Fördert die Verdauung 
3 Pothagam
Steuert den Geschmackssinn
4 Tharpagam 
Kühlt die Augen
5 Santhigam 
Zuständig für die Bewegungen der Gelenke

Udal Thathukkal (stoffliche Bestandteile)

Der menschliche Körper setzt sich aus sieben Arten von Geweben zusammen, die als Udal Thathukkal zusammengefasst werden.

Stoffliche Bestandteile (Udal Thathukkal) 
Zugehörige Körperteile
Grundelemente 
Saaram 
Plasma 
Wasser 
Senneer 
Blut
Feuer + Wasser 
Oon 
Muskelgewebe
Erde + Wasser 
Kozhuppu 
Adipose tissue
Wasser + Erde 
Enbu 
Knochen
Erde + Luft
Moolai
Knochenmark
Wasser + Luft
Sukkilam/Suronitham 
Männliche und weibliche Hormone, Fortpflanzungsgewebe
Feuer + Luft

Jedes der obigen stofflichen Bestandteile ist zuständig für bestimmte Körperfunktionen:

Stoffliche Bestandteile (Udal Thathukkal)
Aufgabe 
Saaram
Wachstum und Entwicklung, Ernährung 
Senneer 
Nährt das Muskelgewebe, schenkt Farbe und verbessert den Intellekt. 
Ooun 
Zuständig für den Körperbau
Kozhuppu
Schmiert Gelenke, erhält das Gleichgewicht 
Enbu 
Stützt den Körper und ist zuständig für Körperhaltung und Bewegung 
Moolai
Verleiht Kraft, Ausdauer und einen schönen Teint. 
Sukkilam/Suronitham 
Zuständig für die Fortpflanzung. 

Die Nahrung, die wir zu uns nehmen, nährt jeden der stofflichen Bestandteile in einer bei Saaram beginnenden Reihenfolge und versorgt den gesamten Körper am achten Tag, nachdem jeder einzelne Körperteil genährt wurde, mit Nahrung.